Zu wenig deutsche Touristen – zu viele Charteryachten

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Die Bootsvermietungsbranche auf Mallorca hat eine enttäuschende Sommersaison hinter sich. Aufgrund eines starken Rückgangs vor allem deutscher Kunden hat die Insel mit einem Überschuss an Charteryachten zu kämpfen, von denen viele inzwischen ungenutzt im Hafen liegen.

„Normalerweise sollten alle unsere Boote jetzt auf See sein, aber viele liegen noch im Hafen“, sagt José María Jiménez, Vorsitzender des Charterverbands APEAM. Ihm zufolge ist die Zahl der Kunden in diesem Sommer um 25 % zurückgegangen. Bei den deutschen Touristen betrug der Rückgang sogar 35 %.

Dieser Rückgang führt dazu, dass mehr Boote verfügbar sind als nachgefragt werden. Die Situation wird durch illegale Vermietungen verschärft, die laut Jiménez einen erheblichen Teil des Marktes übernehmen.

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Der deutsche Markt, traditionell eine wichtige Einnahmequelle für die Bootsvermietung, blieb in diesem Jahr aus. Jiménez führt dies auf die wirtschaftliche Lage in Deutschland zurück. „Die Deutschen sind vorsichtiger geworden. Wenn sie sehen, dass die Kosten zu hoch werden, streichen sie ihre Pläne”, sagt er in Diario de Mallorca.

Im Juli 2025 kamen 575.455 deutsche Touristen nach Mallorca – das waren 8,6 % weniger als im Juli 2024. Außerdem gaben sie weniger aus als zuvor. Demgegenüber stehen die spanischen Kunden, die trotz Preiserhöhungen und Unsicherheiten weiterhin Urlaub machen. „Sie wollen einfach ihren Urlaub genießen, auch wenn er etwas kürzer ausfällt”, so Jiménez.

Während der September in früheren Jahren aufgrund niedrigerer Preise noch einen Aufschwung brachte, blieb dieser aus. Viele Boote bleiben in diesem Herbst ungenutzt, was für diese Jahreszeit ungewöhnlich ist. Ab Oktober ist die Aktivität laut Jiménez „residual”, was bedeutet, dass sich die Zahlen für dieses Jahr nicht mehr verbessern werden. Einige Yachten sind bereits auf die Kanarischen Inseln gefahren, wo sie auf bessere Bedingungen während der Wintersaison hoffen.

Obwohl es auf Mallorca eindeutig einen Überschuss an Mietyachten gibt, ist die legale Flotte laut APEAM nicht unbedingt zu groß. Das Problem liegt vor allem in der Konkurrenz durch Boote, die ohne Lizenz vermietet werden.

Die Branche begrüßt ein neues Dekret der balearischen Regierung, das die Vermietung von Privatbooten (sogenannte Liste-Sieben-Boote) einschränkt. Dennoch ist Jiménez der Meinung, dass die Durchsetzung unzureichend ist. Er plädiert für strenge Kontrollen auf Online-Plattformen, ähnlich wie bei der Bekämpfung illegaler Ferienvermietungen.

Die Aussichten für das nächste Jahr sind alles andere als rosig. Jiménez hofft, dass sich die Situation nicht weiter verschlechtert, rechnet aber damit, dass 2026 genauso schlecht ausfallen wird wie diese Saison. Investitionen in die bestehende Flotte sind weiterhin notwendig, aber eine Erweiterung steht vorerst nicht zur Debatte.

Quelle: Agenturen